Digital AG – wir gestalten die Digitalisierung in Hamburg mit
Seit einiger Zeit beschäftigt uns nun schon verstärkt das Thema Digitalisierung im ÄrzteNetz. Durch die Corona-Pandemie hat die Medizinbranche einen großen Sprung gemacht und klar ist: für eine effektive und effiziente Medizin müssen die Prozesse in Praxen und Kliniken digitalisiert werden. Viele Institutionen wie die KV, die Ärztekammer oder die gematik sind an diesem Prozess beteiligt. Nur die Ärztinnen und Ärzte – also die, die es betrifft – sind oftmals nicht Teil der Entwicklung. Ständig werden neue Software und Tools vorgeschrieben, doch funktionieren diese selten so, wie es die Mediziner:innen brauchen.
So entstand die Idee einer Digital AG – wir möchten Ärztinnen aus Praxen und Krankenhäusern zusammenbringen und die Stimme aus der Hamburger Ärzteschaft sein. Wir möchten die Digitalisierung in Hamburg mitgestalten und dafür sorgen, dass der Digitalisierungsprozess für alle Beteiligten besser wird. Dafür wollen wir eng mit H3 (Health Harbor Hamburg) zusammenarbeiten.
Am 21. April hat sich die Digital AG das erste Mal getroffen mit Entscheidern aus Hamburger Kliniken und IT-Expertinnen. Zu Gast war Lars Gottwald (Leiter Business Teams | gematik), um uns von den Vorhaben der gematik zu berichten. Aktuell ist vorrangig das sichere E-Mail Programm KIM (Kommunikation im Medizinwesen) im Launch. In vielen Praxen ist KIM inzwischen schon installiert und ab Juli sollen eAUs ausschließlich über den KIM Dienst versandt werden.
Auch die ePA (elektronische Patientenakte) befindet sich bereits im Roll-out und ist – theoretisch – bereits für Patienten nutzbar. Hier mangelt es an geeigneter Software und Information durch die Krankenkassen. Der von der gematik geplante Messenger Dienst TIM ist für 2023 angesetzt. Der Messenger befindet sich aktuell noch in der Entwicklung – die gematik ist hier auf die Mithilfe von Ärztinnen angewiesen, die gemeinsam mit der gematik Use Cases (d.h. Nutzungs-Situationen aus dem Arztalltag) entwickeln.
Das zweite Treffen fand am 17. Mai mit einem Vortrag von Dr. Ghislain Kouematchoua (CIO | KV Hamburg) statt. Deutlich wurde hier, dass die KIM Software zwar einsatzbereit ist, bisher aber kaum genutzt wird. Insbesondere in den Krankenhäusern gibt es Probleme mit den Schnittstellen zum Primärsystem und zu anderer Software. Klar wird auch, dass das Identifizieren von Patienten eine große Herausforderung ist. Bisher gibt es keine eindeutige Zuordnungsmöglichkeit und es wird der Wunsch nach einer MPI (Master Patient Identity) gefordert (für 2024 von der gematik geplant). Der Datenschutz ist hier oft im Weg – deswegen soll zu einem der nächsten Treffen der Datenschutzbeauftragte für Hamburg Thomas Fuchs eingeladen werden. Auch die KV plant, Ärztinnen zur Gestaltung der eigenen Plattform einzuladen. Gemeinsam mit der Ärztekammer, Kliniken und Krankenkassen aus Hamburg arbeiten sie außerdem in der Initiative H3 daran Patientinnen und Praxen näher zusammenzubringen. Projekte wie einen ‘Fast Lane Terminpool’ z.B. sollen mithilfe der Töpfe des Krankenhauszukunftsfonds zeitnah umgesetzt werden.
Die Digital AG denkt über eine sogenannte “Modellregion Hamburg” nachgedacht, bei der Hamburg als Vorreiter für Deutschland neue Software einführen und testen würde, bevor sie in den bundesweiten Roll-out geht. Zunächst aber sollen weitere wichtige Informationen eingeholt werden, um die Situation besser bewerten zu können. Das nächste Treffen der Digital AG ist für Juni angesetzt. Wir halten Sie hier sowie auf LinkedIn auf dem Laufenden.