Mehrwegsystem für Ultraschallgelflaschen

Ziel: Reduktion von Plastikmüll sowie Reduktion des Ressourcenverbrauchs von Erdöl

Statistische, physikalische und gesellschaftliche Grundlagen

In unserer Frauenarztpraxis mit 2 KV-Sitzen und 3 Gynäkologinnen führen wir jährlich gut 5.000 Ultraschalluntersuchungen durch und verbrauchen dafür 252 Flaschen à 250 ml Ultraschallgel. Nach Gebrauch werden in unserer Praxis die leeren Flaschen mit dem Verpackungsmüll im gelben Sack entsorgt.

Ultraschallgel-Verbrauch von Hamburger ÄrztInnen

Im Jahr 2021 arbeiteten laut Hamburger Ärztekammer 639 GynäkologInnen in Hamburg. Insgesamt praktizierten 14322 ÄrztInnen in Hamburg, davon mit relevanter sonographischer Tätigkeit AllgemeinmedizinerInnen (1013), InternistInnen (1862), PädiaterInnen (613), UrologInnen (215), ChirurgInnen und OrthopädInnen (1342), RadiologInnen (314) (Quelle).

Unter der Annahme, dass wir in unserer Frauenarztpraxis mit einer DEGUM II-Ultraschallerin einen ca. doppelt so hohen Ultraschallgelverbrauch haben wie durchschnittliche FrauenärztInnen, wäre der Verbrauch von Ultraschallgelflaschen auf alle Hamburger FrauenärztInnen auf ca. 80.500 Flaschen pro Jahr hochzurechnen, was 126 Flaschen pro ÄrztIn pro Jahr entspräche. Unter der Annahme, dass die 639 FrauenärztInnen Hamburgs durch die vielen Schwangerschaftsvorsorge-Ultraschalluntersuchungen durchschnittlich 3-5x so viele Ultraschalluntersuchungen pro ÄrztIn durchführen wie die 5.989 ÄrztInnen der übrigen sonographierenden Fachrichtungen, wäre ein Ultraschallgel-Verbrauch zwischen rund 250.000 und 370.000 Flaschen pro Jahr zu extrapolieren.

Dies entspräche ca. 1.000 Plastikflaschen, die Hamburger Ärzte für die Durchführung von Ultraschalluntersuchung pro Tag benötigen.

Ultraschallgelflaschen

Eine Ultraschallgelflasche wiegt leer 26 g und besteht aus HDPE/LDPE. HDPE ist die Abkürzung für High Density Polyethylen, LDPE die Abkürzung für Low Density Polyethylen, welche beide besonders stabile Kunststoffe sind. Sie werden aus Öl hergestellt, dessen Vorkommen auf der Erde begrenzt ist, und sind weder biologisch abbaubar noch kompostierbar. Hingegen können sie eingeschmolzen werden, um für die Herstellung von neuen Kunststoffprodukten wiederverwendet zu werden.

Pfandflaschen in der Getränkeindustrie

In der Getränkeindustrie werden Pfandflaschen seit Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt. Seit 2003 besteht in Deutschland eine Pfandpflicht auf Plastikflaschen. Mindestens 94% der Getränkeplastikflaschen in Deutschland werden aktuell recycelt (Quelle).

Mehrweg- versus Einwegflaschen

„Über den gesamten Lebenszyklus verursacht Mineralwasser aus Einweg-Plastikflaschen doppelt so viel CO2 im Vergleich zu Mehrwegflaschen.“ (Quelle)

Durchführung und Methode meiner Projektidee

Ablauf

  1. Die Ultraschallflaschen werden von den Arztpraxen über einen Großhandel für Praxisbedarf bezogen.
  2. Auf jede Flasche würde der Großhandel eine Pfandgebühr erheben. Im Rahmen der Lieferungen 1-2x/ Monat in die Praxen würden die leeren Flaschen dann aus den Praxen abgeholt.
  3. Die Flaschen würden von dort zu einem Abfüllunternehmen transportiert. Hier könnten Gelrückstände entfernt und die Flaschen ausgewaschen werden. Anschließend müssten sie nach geltenden Hygienevorschrift mit einer Alkohollösung desinfiziert und dann mit Ultraschallgel neu gefüllt werden.
  4. Vom Abfüllunternehmen würden die vollen Flaschen zum Laborbedarf-Großhandel zurück transportiert, der das Ultraschallgel in Pfandflaschen an die Ärzte vertreibt.

Auf diese Weise würde eine Plastikflasche schätzungsweise 10mal wieder befüllt.

Hygieneanforderungen

Die Reinigung von Flaschen, in denen Getränke gelagert werden, erfolgt Deutschlandweit bereits nach Standardverfahren.

Die Reinigung von Mehrweg-Ultraschallgel-Flaschen ist in der Produktinformation geregelt.

Potenzielle Kooperationspartner

  1. Arztpraxen und Krankenhäuser, die den Bezug von Ultraschallgel  auf das Mehrwegsystem umstellen
  2. der Großhandel, der die Regelung des Pfandsystems und den Transport der Flaschen zum Kunden hin und zurück übernimmt, z.B. die Fa. Intermed in Geesthacht
  3. eine Abfüllanlage, die die Reinigung, Desinfektion, Befüllung und den Transport vom Großhandel hin und zurück durchführt, z.B. die Fa. Lohnabfüller
  4. ein Ultraschallgel-Produzent, der die Abfüllanlage mit Ultraschallgel versorgt, z.B. die Fa. Goeckener.

Kostenschätzung

Die Kosten für eine Flasche gefüllt mit 250 ml Ultraschallgel belaufen sich auf 1,32 € + MwSt. In unserer Frauenarztpraxis betragen die Jahreskosten für Ultraschallgel somit knapp 400 €.

Wenn die Kosten für eine Pfandflasche 25 ct betrügen, würden wir beim Einkauf zusätzliche 100€ ausgeben, die wir aber bei Abgabe erstattet bekämen.Wenn Ultraschallgel durch das Recyceln der Flaschen mit zusätzlichen Transportwegen, Flaschenreinigung, -desinfektion und Abfüllung um 50% teurer würde, würden die Ausgaben für unsere Praxis um brutto 200 € steigen. Für unsere Praxis mit 2 Gesellschafterinnen würde dies Zusatzausgaben von netto 65 € im Jahr bedeuten, die ich zur Reduktion von rund 250 auf 25 Flaschen tatsächlich gerne aufbringen würde.