Wiederverwendbare Kanülenabwurfbehälter
Ziel: Müllreduktion durch Wiederaufbereitung der Behälter, dadurch Schonung von Ressourcen und Reduktion von CO2-Emissionen durch weniger Entsorgungsverkehr
Unser Labor stellt seinen Einsendern kostenlos Kanülenabwurfbehälter zur Verfügung. Ein weiterer Service besteht darin, die Behälter samt Inhalt zu entsorgen.
Als Mitarbeiterin des Labors sehe ich täglich die große Anzahl an Boxen, die von unseren Fahrern in die Praxen gebracht werden. In einem Kreislauf gelangen dann die befüllten Gefäße auf der Rückfahrt der Fahrer in unser Labor zurück. Hier werden die Behälter von einem Entsorgungsunternehmen abgeholt.
Bei meinen Beobachtungen kam mir der Gedanke, eine Box zu entwickeln, die wiederverwendet werden kann.
Dies hätte folgende Vorteile:
- Die kostbaren Kanülenabwurfbehälter könnten häufiger genutzt werden.
- Das Volumen des verbleibenden Mülls würde erheblich reduziert.
- Es könnte ein Arbeitsplatz entstehen. Ein/e geschulte/r Mitarbeiter:in könnte sich um die Entsorgung des Abfalls und um die Reinigung der Behälter kümmern.
Entsorgungsboxen für Einwegprodukte sind bekannt. Insbesondere Boxen nach dem Standard DIN EN ISO23907, die Schutz vor Stich- und Schnittverletzung bieten sollen. Üblicherweise muss vor Beginn der Füllung der Box ein Deckel aufgesetzt und fest eingerastet werden. Nach dieser Vorbereitung zur Nutzung kann der Deckel nicht mehr vom Korpus getrennt werden. Diese Sicherung des Deckels ist Teil des Schutzes vor Stich- und Schnittverletzung, sie verhindert den ungehinderten Zugang zu scharfkantigen und spitzen Gegenständen. Durch diese untrennbare Verbindung entsteht aber der Nachteil, dass zwangsläufig mit benutzten Spritzen und Einwegprodukten auch der Kanülenabwurfbehälter entsorgt wird.
Die im Folgenden beschriebene Erfindung ermöglicht es durch einen speziellen konstruktiven Aufbau den Deckel wieder vom Körper zu trennen und gleichzeitig den Standard DIN EN ISO 23907 zu erfüllen.
Der Vorteil: die Box kann nach Entnahme des Mülls und Reinigung wiederholt benutzt werden. Aus dem Einweg-Kanülenabwurfbehälter wird ein Mehrweg-Kanülenabwurfbehältersystem.
Die entnommenen zu entsorgenden Teile können zudem mit einem wesentlich kleineren Volumen entsorgt werden, was die Kosten, die nach Gewicht und Volumen berechnet werden, erheblich reduziert.
Basis für die Erfindung ist der Aufbau handelsüblicher Kanülenabwurfbehälter, bestehend aus Korpus, Hauptdeckel und Einwurfdeckel mit darunter liegendem Einwurfschlitz.
- Der Hauptdeckel wird auf den Korpus mit einer genügend großen Anzahl an Kunststoffhaken (Schlössern) geklickt.
- Die eingerasteten Kunststoffschlösser gewährleisten eine Sicherung des Hauptdeckels nach DIN EN ISO 23907. Auch bei einem Sturz aus einer Höhe von 1.20 m wird der Deckel sicher gehalten.
- Handelsübliche Kanülenabwurfbehälter sind in diesem Moment fest verschlossen. Die große Anzahl von Kunststoffschlössern verhindert, dass der Deckel vom Hauptkörper entfernt werden kann. Sollte es gelingen, einen oder zwei Haken mechanisch von außen zu lösen, wirkt weiterhin eine genügend große Anzahl von Haken.
- In dieser Erfindung bildet eine Aussparung (hier kreisrund) im Hauptdeckel die Möglichkeit, die Schlösser durch das Einstecken von (zylindrischen) Stiften zu lösen.
- Ein Werkzeug ist so konzipiert, dass zu jedem Schloss passend ein Löse-Stift angeordnet ist.
- Der Rahmen des Werkzeuges ist so gestaltet, dass er eine Führung am Deckel bildet.
- Bei eingestecktem Werkzeug werden gleichzeitig alle Haken befreit, sodass der Hauptdeckel wieder abnehmbar ist.
- Das Werkzeug ist in seiner Form so konzipiert, dass der Hauptdeckel sich im Werkzeug leicht verkeilt. Hauptdeckel und Werkzeug bilden so beim Anheben eine Einheit.
- Das Werkzeug hat in seiner Oberfläche eine Öffnung, sodass der Deckel von oben aus dem Werkzeug gedrückt werden kann.
- Korpus, Hautdeckel und Werkzeug sind wieder getrennt.
Den Einsatz der Erfindung in unserem Labor stelle ich mir folgendermaßen vor:
Das bestehende Vertriebsnetz der Behälter wird genutzt. Die Fahrer liefern weiterhin die Kanülenabwurfbehälter.
In einem Pfandsystem „alt gegen neu“ wird dafür gesorgt, dass alle Behälter wieder zurückgeführt werden.
Die eingesammelten befüllten Gefäße werden von einem angelernten Mitarbeiter entleert. In einer Spülmaschine werden die entleerten Boxen gereinigt.
Kosten
Zur Zeit liegen die Kosten für die Einmalbehältnisse (siehe auch Preislisten der Firma Sarstedt) je nach Größe zwischen 1,60 € (0,7 L) und 2,60 € (4 L) plus Umsatzsteuer.
Wir kalkulieren für unseren wiederverwendbaren Behälter 10 € (2-4 L), so dass er sich schon nach spätestens 5-maligem Gebrauch amortisiert hat. Die Entsorgung vom Labor aus mit Spezialunternehmen würde auch noch einmal erheblich Kosten und Energie sparen, da das Labor nach Komprimierung in Behältern zwischen 60 und 250 L entsorgen würde.
In Deutschland gibt es ca. 100.000 Arztpraxen. Nach unserer Kalkulation (bei Gebrauch von 20 Behältern im Jahr und einer Einsparung von durchschnittlich 20 € (wahrscheinlich viel höher) pro Praxis pro Jahr) ergibt sich ein mögliches Einsparpotenzial in Höhe von 40 Millionen Euro.
Die Entlastung der Umwelt durch weniger Plastik liegt bundesweit in Summe bei ca. 200 Tonnen, nur wenn man die Behälter rechnet. Die CO2-Einsparung durch weniger Entsorgungsverkehr ist zusätzlich enorm.